Seit 1996 trainiere ich mehr oder weniger konstant Aikidō. Angefangen hat alles mit der Lektüre des Sportprogramms an meiner damaligen Universität. Ich konnte mir unter dem Text, der dort stand nicht so richtig etwas vorstellen, also habe ich einfach den Kurs besucht. Und bin dabei geblieben.
Schon von Beginn an hat mich das, was ich auf der Matte erlebt habe, fasziniert. Die geschmeidigen Bewegungen, die für einen Außenstehenden wie ein choreografierter Tanz erscheinen, generell das Miteinander auf der Matte und insbesondere die Philosophie, die hinter der Idee des Aikidō steht.
Und ohne meine Zeit beim Aikidō an der Universität hätte ich meine Frau nicht kennengelernt. Und zu vielen aus dem harten Kern meiner Zeit an der Universität haben sich damals intensive Freundschaften gebildet und wir sind auch heute noch in Kontakt miteinander.
Aber auch in meinem aktuellen Dōjō sind mit der Zeit einige schöne Freundschaften entstanden.
Aber zurück zum Aikidō. Wie erwähnt, erscheinen die Bewegungen auf der Matte für den Außenstehenden wie ein choreografierter Tanz, wenn man zum Beispiel eine Aikidō-Vorführung sieht. Hier ist aber, wenn überhaupt, nur die Art des Angriffs abgesprochen. Alles weitere ist die logische Konsequenz von Actio und Reactio.
Und genau dieses Wissen bekommt man im jahrelangen Aikidō-Training übermittelt. Denn die wichtigste Regel im Aikidō lautet: Schütze Dich selbst!
Dies bedeutet sowohl eine intensive Fallschule als auch das Verständnis um Bewegungsabläufe der Techniken.
Und das Schöne ist, Aikidō ist für jung und alt, Mann und Frau, schlicht für jeden in gleicher Weise geeignet. Jeder trainiert bei uns mit jedem und wir gehen respektvoll miteinander um. Der Anfänger lernt vom Fortgeschrittenen, der Fortgeschrittene lernt vom Anfänger.
Und wenn wir Gäste auf der Matte haben, ist es jedes mal wieder ein schönes Erlebnis zu sehen, wenn diese ihre erste Technik ausgeführt haben.
Je länger meine Reise im Aikidō gedauert hat um so mehr hat sich auch mein Blick auf das, was Aikidō für mich darstellt gewandelt. So war im Aikidō für mich am Anfang all die Bewegungen auf der Matte im Fokus und der Teil, der dem sportlichen noch am nächsten kommt. Mit der Zeit hat sich bei mir aber dann auch ein Blick auf die Prinzipien hinter dem Aikidō entwickelt – und damit auch eine ganz andere innerliche Haltung auf mein Aikidō-Training und sogar meinen Umgang im Alltag mit meiner Umgebung. Für mich fühlte es sich so an, als würde ich hier zusätzliche Antennen für meine Umgebung haben. Damit nehme ich Situationen um mich herum ganz anders wahr als noch vor meiner Zeit des Aikidō-Trainings. Und Aikidō hat mir auch viel geholfen, meine innere Ruhe zu finden und bewahren.
Und hier schließt sich für mich der Kreis zur Überschrift: Eine Kampfkunst ohne Kampf. Aikidō nennt sich bewußt Kampfkunst und nicht Kampfsport. Beim Aikidō gibt es keine Wettkämpfe oder Vergleiche. Für mich besteht das große Ziel beim Aikidō darin, es erst gar nicht so einem Kampf eskalieren zu lassen. Auf der Matte üben wir zwar Techniken miteinander, die man als Kampftechniken bezeichnen könnte, aber Aikidō ist weit davon entfernt, eine im modernen Sprachgebrauch „effektive Kampfsportart“ zu sein. Aikidō ist mehr ein lebenslanger Weg, der jedem, der diesen Weg bereit ist zu gehen, immer wieder mit neuen Einsichten und Erfahrungen jenseits der Matte belohnt.
Und für all diejenigen, die ich jetzt neugierig gemacht habe: traut Euch, sucht Euch in Eurer Umgebung ein Aikidō-Dōjō und fragt, ob ihr das mal ausprobieren dürft.
Mich findet Ihr beim Shoshin Aikido Limburg/Diez e.V..